Was bedeutet es, Migrant zu sein?

Es ist eine Last, ein Geschenk, eine Verantwortung.

Ich bin der Sohn iranischer Einwanderer. Auf der Suche nach einem besseren Leben für ihre Kinder haben meine Eltern einst ihre Heimat, ihre Familie, ihre Freunde und ihre gewohnte Umgebung verlassen.

Migration ist für viele nur ein Wort.

Für andere ist sie eine gelebte Erfahrung.

Eine Reise, die Kraft kostet, mit unangenehmen Hindernissen und traurigen Herausforderungen, aber auch mit neuen Freunden, neuen Möglichkeiten – und einem neuen Blick auf die Welt.

Ja, ich bin gerne Migrant. Heimatlos und entwurzelt. Migration ist ein Geschenk.

Denn manchmal müssen wir unsere vermeintliche Heimat verlieren, um die Welt als unsere wahre Heimat zu entdecken.

Ich tanze Salsa, liebe amerikanische Musik, esse thailändisch, mag italienische Kleidung – und meine Freunde heißen Helmut, Chen Lu, Claudia, Sergej, Ali oder Zeynep.

Ich bin kein Iraner, kein Deutscher, kein Europäer.

Nein, diese Kategorien engen mich ein. Sie sind zu klein.

Meine Nationalität ist Mensch.

Meine wahre Heimat ist die Welt.

Das Leben hat mir die Erkenntnis geschenkt, dass meine Heimat nicht an einem Ort liegt, sondern in meinen Beziehungen und Verbindungen zu Menschen.

Und ich fühle mich geehrt, wenn Menschen aus aller Welt mir sagen können, dass sie mich als einen der ihren empfinden.

Migration bedeutet Verantwortung. Für die Gesellschaft, die meine Familie einst aufnahm. Ich will ihr nicht Last, sondern Hilfe sein.

Ja, auch ich kenne den Schmerz von Diskriminierung und Benachteiligung. Verantwortung bedeutet auch, alles zu tun, um niemals selbst der Grund dafür zu sein, warum ein Mensch zu Unrecht Benachteiligung erfährt.

Was bedeutet es, Migrant zu sein?

Es ist eine Last, ein Geschenk, eine Verantwortung.