Man sieht sie früh am Morgen, wenn die Stadt noch schläft.

In grellen Westen gehen sie einer Arbeit nach, die wir kaum bemerken – obwohl sie uns jeden Tag betrifft. Die Männer und Frauen der Müllentsorgung.

Es sind keine Helden mit Medaillen, aber ohne sie würden unsere Städte ersticken. Es sind keine Ärzte, und doch bewahren sie uns vor Krankheit. Sie halten die Welt zusammen, die wir so achtlos auseinandernehmen.

Wer Müll entsorgt, entsorgt nicht nur Abfall. Er schützt Gesundheit. Er bewahrt Schönheit. Er sichert Ordnung. Er fängt das auf, was wir fallen lassen – wortwörtlich wie im übertragenen Sinn.

Ein Müllwerker kennt den wahren Zustand einer Gesellschaft. Er sieht, was wir verschwenden, was wir verstecken, was wir verbergen wollen. Er sieht das Übermaß. Die Gedankenlosigkeit. Die Spuren unserer Eile. Und vielleicht erkennt er darin mehr über uns als mancher Psychologe.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir stehen bleiben, wenn der Müllwagen kommt. Dass wir den Blick heben, statt ihn zu senken. Dass wir ein einfaches „Danke“ sagen – nicht aus Höflichkeit, sondern aus echter Anerkennung.

REZA HAFIZ