Mutter.
Meine Mutter war nicht die liebevollste Mutter.
Ihre Zärtlichkeit war oft versteckt hinter einer Mauer aus Härte und kalter Distanz.
Aber inmitten all dieser Dunkelheit gab es einen strahlenden Moment, einen Akt der Güte, der mein Leben für immer prägen sollte.
Nach der Migration unserer Familie bestand sie darauf, dass ich nicht auf der Hauptschule lande, sondern eine Chance auf das Gymnasium bekomme.
Ich erinnere mich an die Szene, wie sie mit dem Mann vom Schulamt rang, kämpfte, sich beharrlich für mich einsetzte.
In diesem Moment war sie keine distanzierte Mutter, sondern eine Kämpferin, eine Beschützerin, eine Heldin.
Es war kein Akt von Liebe im herkömmlichen Sinne.
Es war ein Akt, der mir zeigte, dass selbst in der Abwesenheit von Zärtlichkeit und Nähe, wahre Liebe einen Weg findet, sich zu zeigen.
Sie kämpfte für mich, für meine Zukunft, für eine Chance.
Meine Mutter war nicht die Mutter, die mich mit Umarmungen und Streicheleinheiten überhäufte.
Aber diese eine Tat hat mein Leben verändert.
Diese Tat steht auch für etwas Größeres.
Sie symbolisiert die Herausforderungen, denen viele Kinder aus Einwandererfamilien gegenüberstehen.
Bildung und Migration sind gesellschaftliche Probleme, die oft ineinandergreifen.
Kinder aus Migrantenfamilien erfahren bereits in der Schulwahl häufig Benachteiligung.
Ohne meine Mutter hätte ich wahrscheinlich einen anderen Weg eingeschlagen, der mich vielleicht nie zu den Möglichkeiten geführt hätte, die ich heute habe.
Ihre Liebe war vielleicht nicht immer offensichtlich, aber in diesem Moment strahlte sie hell und klar.
Mutter.
Ein komplexes Wesen, voller Widersprüche und Überraschungen.
Sie war vielleicht nicht die liebevollste Mutter, aber sie ist meine Mutter.
Und für diesen einen Akt der Entschlossenheit, für diesen einen Moment der Hingabe werde ich sie immer in meinem Herzen tragen.
Danke, Mama.